„NOW“ The New Osho Wave
Einige Auszüge aus dem Buch von Mahamudra:
Im diesem Buch geht es um das „Wachsein“, das nie selektiv ist. Es geht darum sich diesem Wachsein zu stellen sowohl persönlich als auch gesellschaftlich.
- Die Psychotherapie versucht das Ego zu therapieren, damit es sich im Einklang mit den gesellschaftlichen Normen ungestörter durchsetzen kann.
- Die esoterische Szene versprechen: die Seligkeit auf Erden sei erreichbar, ohne die Schattenseiten der Kindheitstraumata zu beachten. mit ein wenig Glauben und positivem Denken sei alles erreichbar.
- Die „spirituellen“ Therapeuten haben den Bezug zur transformatierenden Kraft des Herzens verloren. Sie sind vehement gegen das Ausagieren der Wut in Encounter-Gruppen aus Angst vor Re-Traumatisierung. Sie weigern sich zur Freilegung der Lebensenergie mit der Sexualität zu arbeiten. Mittlerweile hoffen sie sogar in Harmonie mit dem Ego die Erleuchtung zu erlangen.
In den letzten 25 Jahren ist es zu einer Re-Feudalisierung der spirituellen und esoterischen Szene gekommen. Wenn wir in der westlichen Welt die Therapie dazu nutzen, um das Ego auf Händen zu tragen, wird sich die spirituelle Krise noch weiter beschleunigen.
……………..
Vorwort
Das westliche Wertesystem, indem die Psychologie, die Esoterik und mittlerweile auch die spirituelle Therapie eingebettet sind, ist eine Droge, so wie jede andere Religion auch! Sie führt zum Kampf gegen sich selbst! Osho hat einen Weg aufgezeigt wie man grundsätzlich aus Religionen austeigen kann.
Er hat die Erkenntnisse aus östlichen Meditationen und der westlichen Psychologie zusammengebracht; so hat er es ermöglicht, dass viele Menschen ganz neue Wege gehen konnten. Aber wie immer dauert es eine Zeit bis man sich diese Sichtweise zu Eigen gemacht hat bzw. sie in seiner eigenen Weise zu leben begonnen hat. Nach seinem Tod sind viele seiner Erkenntnisse und Therapierichtungen aufgegriffen und angewandt worden, aber man hat alles entkernt. Man hat den Kontakt zu dem eigentlichen Sinn der Session verloren. Die Sessions sind ab 1995 zu 90% einfach immer nur kopiert und variiert worden, jedoch ohne Empathie. Im Hintergrund schwebte die Angst vor dem Vorwurf der Re-Traumatisierung. Sie kann aber nur im Ego stattfinden. Wenn man die Session nur kopiert hat ohne als Therapeut einen Zugang zu dem spirituellen Kern der Übungen zu haben, dann reguliert man in der Tat nur das Ego. Rückfälle sind somit vorprogrammiert. Eine Therapie ohne Spiritualität heilt nicht.
Ab Mitte der 90er, haben viele Therapeuten nur noch einzelne Teile aus Sessions übernommen, je nach Vorlieben und Konditionierungen. Dadurch ist der organische Therapieprozess aus den 80ern, der gerade durch die konkrete Abfolge der Sessions entstand, auseinandergerissen worden. Wie in der Arbeitswelt, in der die Herstellungsprozesse immer weiter zergliedert wurden, bis der einzelne Arbeiter den Zusammenhang nicht mehr erkennen und erleben konnte, verschwand auch in der spirituellen Therapie der holistische Ansatz der 80er Jahre immer mehr.
Der Seminarteilnehmer musste sich zunehmend mit Bruchstücken dieses Prozesses zufriedengeben. Wenn dieser dann bei einem anderen Therapeuten ein Seminar belegte, der einen anderen Teil dieses Prozesses anbot und kritische Bemerkungen zu den Sessions äußerte, wurde er von der Teamleitung gemobbt. Selbst wenn er trotz der Gefahr des Mobbings zu verschiedenen Therapeuten ging, konnte er nicht dieses organische innere Erlebnis erfahren, denn der organische Prozess war zeitversetzt und zerstückelt worden. Bis heute hat der Seminarteilnehmer nach dem anfänglichen Hochgefühl nur eine Wahrnehmung für die Einzelteile, aber nichts ist wirklich in ihm zusammengewachsen. Die Mystik der Transformation im Herzen ist in den Sessions nicht mehr erlebbar.
Das hat bei vielen, besonders bei denen, die sehr empfindsam waren zur Frustration geführt. Schuld war natürlich in den Augen der Therapeuten der Ablauf der Sessions aus Poona (Ort des Ashrams von Osho, Indien) und nicht die Therapeuten bzw. deren mangelnde Qualifikation, ihr nicht gelebtes Sein. Deshalb nahm man dann seit Ende der 1990er Jahre auch noch Abstand von den erprobten Sessions, unter dem Vorwand: `Die Menschen seien heute weiter, friedlicher, weniger aggressiv als die 68er, sie bräuchten dieses Aufrütteln, diese Provokationen nicht mehr. Man kann die Sessions viel behutsamer und sensibler und harmonischer gestalten‘ Dies wurde behauptet für eine Generation, die in einer Zeit groß wurde in der die neoliberale Globalisierung zur Vorbereitung des „3. Weltkrieges“ diente. Was für eine folgenschwere Fehleinschätzung! Man kann eine solche Behauptung nur aufrechterhalten, wenn man annimmt, dass der Einzelne mit dieser globalen Aggressivität nichts zu tun, dass die Atmosphäre in der eine Generation groß wird keine Bedeutung für das Verhalten des Einzelnen hat. Dann kann man allerdings nicht erklären warum heute so viele junge Menschen dem IS in den Krieg gefolgt sind, warum nationalistische Strömungen unter dieser Generation wieder großen Zulauf bekommen, besonders als die Flüchtlinge in den Städten und Dörfern nicht mehr zu übersehen sind. Es gehörte schon eine große Geschichtsblindheit dazu diese Behauptung aufzustellen und sie immer noch zu verbreiten.
Schon früher galt: je niedriger die Friedenstauben fliegen, umso näher ist der Krieg. Das gilt auch fürs Ego. Umso friedlicher, empfindlicher und harmonischer das Ego daherkommt desto größer ist die Aggression. Die Fehleinschätzung über die Zeit nach 1995 war nichts anderes als ein fauler Vertrag der Therapeuten mit ihrem Ego. Zum Einen wollten sie damit begründen, dass sie sehr gute Arbeit geleistet haben und jetzt friedlichere Menschen auf der Welt sind; zum Andern wollen sie nicht zugeben, dass sie den organischen Prozess, der in den 80ziger Jahren entwickelt wurde nicht verstanden haben. Das entscheidende ist jedoch, dass sie einfach so weiter machen wollen, als wäre nichts passiert, als gäbe es die zunehmende Aggressivität nicht.
Die Rücksicht, welche jeder Therapeut auf sein Ego nahm, färbte natürlich auf die Teilnehmer ab, die eigentlich gekommen waren, um sich selbst jenseits vom Ego zu finden. Auf subtile Weise wurde in der spirituellen Therapie -die Überwindung des Egos- umgewandelt hin zu einem egofreundlichen Ansatz. Immer mehr Methoden zielten darauf ab, das Ego auf- anstatt abzubauen. Die Teilnehmer mussten denken, dass es bei der spirituellen Therapie darum geht, dass das Ego besser in der Welt zurechtkommt und sich durchsetzen kann.
So gibt es heute viele Menschen, die in den letzten 25 Jahren den Therapiegruppen enttäuscht den Rücken gekehrt haben. Sie hatten irgendwann bemerkt, dass ihnen eigentlich nicht geholfen wurde. Ihr Ego funktionierte zwar eine Zeitlang reibungsloser, aber eigentlich waren sie losgezogen, um sich selbst zu finden. Andere Teilnehmer wollten nur ihre Lebenskrise meistern und mussten erkennen, dass die Therapie nicht nachhaltig wirkte, weil sie nach geraumer Zeit in die nächste Krise geraten waren. Ihnen blieb unklar, dass eine Therapie nur nachhaltig wirken kann, wenn man lernt in Meditation zu gehen, jenseits des Egos. Viele von Ihnen denken heute noch, dass Traumreisen und Mantra-Singen Meditation ist, denn das hatte man ihnen vermittelt. Sie warnten andere davor, nicht auf dasselbe hereinzufallen. Die Psychotherapie wie auch die verschiedenen esoterischen Strömungen bilden da keine Ausnahme. Auch hier lässt sich die gleiche fatale Entwicklung beobachten.
Bereits mehrere Hollywood Filme beschäftigten sich mit dem Versprechen der Therapeuten und dem mageren Ergebnis ihrer therapeutischen Interventionen, zum Teil auf humorvolle Art und Weise (z.B. die Filmreihe „Analyze This“ (Reine Nervensache).
Die Doppelmoral des westlichen Wertesystems (weltweite neoliberale Ausbeutung unter einem humanistischen Schleier) hat ihren Ursprung in einer spirituellen Krise. Die westlichen Demokratien bleiben in der Doppelmoral des Egos gefangen. Es ist also nicht nur ein Wiederspruch des Systems, wie es Marx analysiert hat, sondern auch die Dialektik des Egos selbst. Die spirituelle Krise des Westens lässt sich jedoch nicht dadurch lösen, indem man unter Zwang in allen Amtsstuben Kruzifixe aufhängt, wie es 2018.04 Ministerpräsident Söder für Bayern angeordnet hat. Gerade die Geschichte der christlichen Religion belegt wie dramatisch die Kirche in der Dialektik des Egos verstrickt ist. Auf der anderen Seite zeigte es, dass man sich der spirituellen Krise im Establishment schon lange bewusst ist, jedoch gleichzeitig gefangen ist in der Dialektik des Egos.
Es ist aber auch nicht möglich durch den Umsturz des Systems aus dem Ego auszusteigen, noch ist es möglich durch den Ausstieg aus dem Ego ein menschenwürdiges System aufzubauen. Es ist möglich eine Revolution durchzuführen ohne über das Ego hinaus wachsen zu können, wie die Geschichte der ehemaligen sozialistischen Staaten belegt. Es ist genauso wenig möglich aus dem Ego mit einer relevanten Menge von Menschen auszusteigen, ohne dass sich das System wehrt, wie es letztendlich der Untergang der Kommune in Oregon zeigte. Beide Vorstellungen sind gescheitert, weil sie die Anpassungsfähigkeit und die Aggressivität des Egos unterschätzt haben.
Es gibt nur die Möglichkeit beides gleichzeitig zu tun, denn es ist ein organischer Prozess indem wir schrittweise vorankommen, wenn wir wachsam sind und den Kontakt zum Ganzen nicht verlieren. Mal werden wir vorankommen um über das Ego hinauszuwachsen, mal werden wir die Freiräume in der Gesellschaft vergrößern, um menschlicher leben zu können. Der Ausstieg aus dem Ego ist nur zu schaffen, wenn wir für den Erhalt der Freiräume in den westlichen Demokratien streiten und sie zum Wachstum jenseits des Egos benutzen, sonst kann weder eine neue Gesellschaftsform auf der Basis jenseits vom Ego entstehen, noch wird man jenseits vom Ego überleben können, bis auf wenige Ausnahmen.
Wenn man aber die restlichen Freiräume in der westlichen Welt in der Therapie dazu nutzt, um das Ego auf Händen zu tragen wie in den letzten 25 Jahren, wird sich die spirituelle Krise noch weiter beschleunigen. Es liegt auf der Hand, dass dieses spirituelle Vakuum regelrecht neue Religion ansaugen wird, sei es in Form des Islamischen Staates, in Form von nationalistischen Ideologien oder in Form von autoritären Staatsideen wie jenen von Putin, Trump oder Erdogan. Auch die Umweltschäden die weltweit schon mehr Menschenleben fordern als alle Kriege zusammen oder in den westlichen Staaten das Leben um Jahrzehnte durch Erkrankungen verkürzen können, werden weiterhin dramatisch zunehmen solange wir im Ego verharren.
Es ist deshalb schon lange an der Zeit die therapeutischen Interventionen der letzten 25 Jahre in Frage zu stellen und ein schonungsloses Resümee zu ziehen. Das Ergebnis liegt aber bereits auf der Hand: wir müssen wieder erneut da starten, wo man in den 80er Jahren aufgehört hatte zu experimentieren. Doch dazu bedarf es einer ganz neuen Generation von Therapeuten, die unvoreingenommen sind gegenüber den Therapieansätzen aus den 80er Jahren. Wir brauchen eine neue Osho Welle „The New Osho Wave“. Eine wichtige Voraussetzung ist dabei eine Anti-Guru Haltung einzunehmen, so wie Osho es immer gefordert hatte! Ohne diese Einstellung werden wir diese Bewegung nicht auf die Beine stellen können. Lasst uns beginnen: NOW!